Oberliga - Trotz Startschwierigkeiten gegen die Harzer Falken: Blauer Himmel über Hamburg

 

(Oberliga/Hamburg) (Karsten Freese) Ein Sieg mit 7 Toren von 7 unterschiedlichen Torschützen. Soweit die positiven Aspekte in der Kurzfassung. Dagegen stehen 4 Treffer der Harzer Falken, immer wieder die gleichen Abstimmungsprobleme in der Defensive und ein Krankenlager, welches sich scheinbar ständig neu erfindet. Sobald ein Spieler zurückkehrt, fällt ein weiterer Spieler verletzungsbedingt aus. Unter dem Strich muss man den Crocodiles Hamburg zu ihrem Heimspiel am Freitagabend aber fair und salopp attestieren: Schön war es nicht aber geil!

 

KF 5 SP Quali Crocodiles Harzer Falken eol
(Foto: Karsten Freese)

 


 

Nach der sportlichen Talfahrt der letzten Wochen war der Sieg sicherlich eine Pflichtaufgabe gegen den Tabellenletzten aus Braunlage aber das sagt sich im Sport natürlich immer sehr einfach. Den Satz „wir müssen gewinnen“ haben schon zahllose Trainer und Spieler in ebenso zahllose Mikrofone gesprochen. Wenn es nur so einfach wäre, derartige Erkenntnisse in Ergebnisse umzuformen.

 

In den ersten Minuten mag es manchem Zuschauer dann auch wie ein Déjà-vu vorgekommen sein denn die Crocodiles machten zunächst dort weiter, wo sie in der letzten Zeit grundsätzlich aufgehört hatten. Fehlende Abstimmungen und Ideenlosigkeit, kombiniert mit vermeidbaren Fehlern die den Gegner immer wieder zu Kontern einluden. Fabian Calovi konnte die Hamburger zwar in der 7. Minute bereits durch einen Überzahltreffer in Führung bringen aber auf ein 1:0 lässt sich in Hamburg kein Fan mehr ein, zumal man in dieser Phase des Spiels nicht von einer Überlegenheit sprechen konnte. Die Harzer Falken zeigten sich von diesem Treffer auch relativ unbeeindruckt, vermieden jegliche Experimente und konzentrierten sich auf ihr Kerngeschäft: Einfaches und kompaktes Eishockey, das sollte sich auch relativ bald auszahlen. Tim Lucca Krüger brauchte gerade einmal 47 Sekunden, um die Hamburger Führung zu neutralisieren und in der 13. Minute zog Thomas Schmid einfach mal trocken vom rechten Bullykreis ab. Falken in Führung, Crocodiles liefen einem Rückstand hinterher, Fans wollten am liebsten aus der Haut fahren.

 

Was während der Pause in der Hamburger Kabine passiert ist, wissen wohl nur die wenigsten, aber irgendwas hatte sich trotz der suboptimalen Ausgangslage verändert denn zum zweiten Abschnitt trat ein völlig verändertes Hamburger Team an. Die Fans staunten nicht schlecht als plötzlich ideenreiche Pässe gespielt wurden, die auch ihre Empfänger genau dort erreichten, wo sie gebraucht wurden. Das Spiel wurde mit Kalkül aus der Defensive heraus aufgebaut. Nun war auf einmal Tempo drin und das Team aus Braunlage hatte eine Menge Arbeit damit, aus dem Nichts auftauchende Crocodiles unter Kontrolle zu halten. Statt 4:15 wie im ersten Drittel schraubte Hamburg die Statistik nun auf 16:10 und es klingelte in der Hamburger Kasse. Anton Zimmer gleich in der 22. Minute mit einer Art Shorthander obwohl gar keine Überzahlsituation herrschte, Gerartz in Minute 25 mit der erneuten Führung für sein Team und Thomas Zuravlev war in 26 dann nur noch durch eine Notbremse in seinem Vorwärtsdrang zu stoppen. Zuravlev mag derartige Strafschüsse und inzwischen kann er sie auch recht gut. Bildschön zum 4:2 verwandelt und die alte Liebe zwischen Tribüne und Eisfläche war neu entflammt.

 

In der 30. Minute war es erneut Tim Lucca Krüger, der die Falken mit seinem extrem umstrittenen Treffer ein Stück heranbrachte. Streng genommen war es zunächst Icing und dann Abseits aber Schiedsrichter Michael Fendt wollte dann offenbar nicht so sein und entschied „ist OK“. Unter den Umständen der letzten Wochen wäre in Hamburg eigentlich wieder Zittern angebracht gewesen aber nicht heute. Nicht mit dieser Hamburger Mannschaft und nicht mit diesen Spielern. Als würde es um die persönliche Empfehlung für eine größere Sache gehen, urplötzlich setzten sich die Crocodiles ganz individuell in Szene so dass es schwierig wurde, einzelne Spieler positiv herauszuheben.

 

Norman Martens immer wieder gefährlich vor dem Braunlager Tor auftauchend, intelligente und ausgebuffte Spieleröffnungen durch Neuzugang Ludwig Synowiec, Marek robust und konsequent als Personenschützer für Kai Kristian, Gerartz ohnehin immer schnell, gefährlich und unbeliebt vor dem gegnerischen Tor, Zimmer und Bruns als Abfangjäger in der neutralen Zone. Es ist beinahe unfair, den Rest nicht zu erwähnen. Vieles ging in diesem munteren Treiben auch schief, einige Fehler schlichen sich ein und zeitweise standen sich die Crocodiles dann auch durch den eigenen Übermut etwas zu sehr auf den eigenen Füßen, sei es drum. Im Vergleich zu den zurückliegenden Partien war das ein toller Freitagabend für Team und Fans.

 

Es fehlte nur noch das letzte Drittel und eigentlich, ja eigentlich ist das immer so eine Sache. Bricht Hamburg kurz vor Ende noch ein? Lassen die Kräfte 10 Minuten vor dem Ende nach? Werden die Crocodiles eventuell sogar leichtfertig und bringen sich wieder einmal um die Früchte ihrer Arbeit? Eigentlich berechtigte Fragen und mehrfach war es auch so in dieser Saison. Deswegen nochmals: Aber nicht heute!

 

Man gewann das Schlussdrittel zwar „nur“ noch mit 2:1 und wieder hätten sich die Hamburger den Treffer zum 7:4 ersparen können. Ein 7:3 hätte irgendwie eindeutiger ausgesehen. Klarer, dominanter, überlegener. War am Ende aber egal. Hamburg leistete sich nun den Luxus, das Tempo etwas herauszunehmen und das Ergebnis zu verwalten. Das kannte man lange nicht in Farmsen, das war ungewohnt aber sie machten es recht gut. Die Scheibe in den eigenen Reihen halten, unruhige und nervöse Gegner ins Leere laufen lassen und sich dann auf den eigenen Spielaufbau konzentrieren. Allein das war schön anzusehen, auch wenn die Spannung und Leidenschaft des zweiten Drittels nicht mehr ganz so ausgeprägt war.

 

Dafür setzten sich dann zwei Hamburger Spieler immer mehr positiv in Szene. Josh Mitchell ist ohnehin als brillanter Passgeber bekannt und der neue Publikumsliebling Leo Prüßner begeistert die Hamburger Fans schon seit Wochen mit seiner jugendlich frechen Spielweise. Als Krankheitsvertretung für den verletzten Moritz Israel machte er zudem im Slot der Falken auch eine sehr gute Figur. Die Kombination Mitchell – Prüßner war dann allerdings etwas, von dem man mit Fug und Recht sagen kann „da entwickelt sich etwas, das in nicht allzu ferner Zukunft eine enorme Schlagkraft haben wird“. Es bringt wenig, wenn ein raffiniertes Zuspiel von Mitchell vom Empfänger nicht verstanden wird oder womöglich gar nicht bei selbigem ankommt. Hier bedarf es einem Spielertypen der den Absender nonverbal versteht, der blitzschnell begreift wie er diesen Spielzug umsetzt und beendet wird. Mit Brad McGowan hat Mitchell unter normalen Umständen diesen ergänzenden Spieler aber in dieser Saison standen Mitchell und McGowan selten gemeinsam auf dem Eis und falls doch dann war mindestens einer der Beiden nicht 100%ig fit.
 
Einen direkten und wirklich gleichwertigen Ersatz für McGowan konnten die Crocodiles bisher nicht bieten aber mit Leo Prüßner scheint dieser Ersatz gefunden zu sein wobei man sich als Außenstehender durchaus die Frage stellen muss, wie das in der Praxis funktioniert zwischen den Mitchells, McGowans und Prüßners in der Eishockeywelt. Wirklich bis ins Detail trainieren lassen sich diese schier unbegrenzten Möglichkeiten an Spielzügen sicherlich nicht. Funktioniert das motorisch, intuitiv, aus dem Bauch heraus? Sehen solche Leute vor dem geistigen Auge und auf dem Eis bunte Linien wie der Puck laufen muss die der Zuschauer nicht sieht? Fragen die die Hamburger Zukunft eventuell beantworten wird.

 

Den Fans schien es zunächst egal, sie forderten erstmals nicht nur ihre Mannschaft nach dem Spiel erneut aufs Eis, diesmal weigerte man sich auf den Rängen auch, die kleine Siegesfeier ohne den Coach Herbert Hohenberger zu beginnen, der dann auch sichtlich verblüfft und aufgewühlt, die Ovationen des Publikums gemeinsam mit der Mannschaft entgegennahm. Vorerst ist die Hamburger Welt wieder in Ordnung. Nicht perfekt aber im Rahmen der eigenen Möglichkeiten war der Heimsieg gegen die Harzer Falken eine Runde Sache. Wenn die Crocodiles dieses Niveau bis zum Ende der Qualifikationsrunde halten und erneut abrufen können, dann ist an der Elbe schon mehr gewonnen als man vor 2 Wochen noch vermuten wollte.

 



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