Oberliga – Hamburg: „You Miss 100% Of The Shots You Don't Take”

 

(Oberliga/Hamburg) (Karsten Freese) Die nächste Heimniederlage für Hamburg, die nächsten drei Punkte liegen gelassen, sogar die Preussen aus Berlin durften in Hamburg in ihre Fankurve fahren, um sich von den Fans feiern zu lassen, während Hamburg wie gelähmt seine dunkelsten Stunden dieser Saison durchlebt. Die direkte Teilnahme an den PlayOffs ist längst vom Tisch und auch der Umweg über die Qualifikation für Platz 8 ist nichts weiter als eine Illusion. Hamburg wird derzeit von seiner jüngeren Vergangenheit eingeholt und vielleicht ist das auch gut so.

 

KF 22 SP Crocodiles Preussen EOL
(Foto: Karsten Freese)

 


 

 

Zum Spiel an sich gibt es relativ wenig zu sagen, „Not“ trat gegen „Elend“ an und das lag nicht an der Qualität der beiden Teams, sondern eher daran, dass am Freitagabend gar keine Teams gegeneinander antraten. Sowohl Hamburg als auch Berlin schickten seine Restkader zu einem gemeinsamen Training auf das Eis – nur halt mit Schiedsrichter und Publikum. Wären die Taschen der Spieler nicht so groß und sperrig, man könnte auf beiden Seiten fast mit einem handelsüblichen VW-Bus zu den Auswärtsspielen fahren. Zu schmal die Kader, zu groß die Ausfälle, zu hoch der Krankenstand in beiden Lagern. Herbert Hohenberger trainierte in der vergangenen Woche zweimal mit 10 Leuten, was soll dabei noch herauskommen. Berlin geht es derzeit aber auch nicht viel besser.

 

 
Das allein wollte Hohenberger aber nicht als Begründung für die 2:3 Niederlage gegen die Preussen gelten lassen. Es mangelte den Crocodiles nicht an Chancen, wohl aber am Biss. Die humorvoll ausgerufene „Beisszeit“ vor jedem Heimspiel, sie findet nicht statt. Das Hamburger Krokodil schnappt sich die Beute nicht - es geht hungrig schlafen und gibt sich damit zufrieden, nah dran gewesen zu sein und „...sah aber gut aus“. So oft steht der Hamburger Spieler vor dem gegnerischen Tor, so oft möchte man Off-Ice nur noch brüllen „zieh‘ einfach ab“ und so oft wird dann gezögert, noch einmal zum Torwart geschaut, noch ein Querpass gespielt und viel zu oft ist dann der Schlittschuh oder der Stock des Gegners dazwischen der dankbar den geschenkten Konter annimmt.

 


Symptomatisch dafür war die 25. Minute. Immer noch 0:0 in einem bis dahin ereignisarmen Spiel. Lijdsman und Ogorzelec auf Berliner Seite draußen. Doppelte Überzahl für Hamburg, das dritte Hamburger Powerplay an diesem Abend. Auf Berliner Seite bricht zu allem Überfluss noch ein Schläger, die Crocodiles stehen für einige Sekunden 5 gegen 2(-einhalb). Berlin bringt die Scheibe dennoch über die blaue Linie raus und nutzt in der 32. Minute die erste eigene Überzahlsituation zur 1:0 Führung. Finde den Fehler.

 


Genau das hat Gretzky mit dem Eingangszitat sagen wollen: Kümmere dich nicht um das, was sein könnte. Denk‘ nicht darüber nach, ob du eventuell danebenschießt, Denk‘ gar nicht! Lass‘ dein Herz spielen und nicht deinen Kopf. Zieh‘ ab, hau drauf. Es kann nichts passieren. Du wirst im schlechtesten Fall 10-mal ein enttäuschtes Raunen von den Rängen hören, beim 11. Mal hörst du die Sirene, siehst die Arme der Mitspieler, wirst der Held der Halle sein – wenn du jetzt zögerst wirst du es nicht erleben. Deine Entscheidung.

 


Als Außenstehender sagt sich so etwas natürlich leicht, kritisieren ist einfach. Die „Crocodiles 2.0“ sind ein extrem junges Team und der Achtungserfolg der abgelaufenen Saison hat viele unvorsichtig und nachlässig werden lassen, sowohl auf dem Eis als auch auf den Rängen. Zu erfolgreich war die erste Reihe, das Filetstück des Hamburger Spiels. Man hat sich zu sehr darauf verlassen, dass es auf ewig so weitergehen würde und hat den Blick nicht auf die Mitbewerber gerichtet. Umgekehrt hat man in der Liga sehr wohl wahrgenommen, was sich dort in Hamburg bildet. Ein ernstzunehmender Gegner dessen hochgelobte erste Reihe nun sehr kurz genommen und früh angegriffen wird. Dahinter herrscht immer noch Baustelle und in der aktuellen Verletzungsmisere sucht man verzweifelt nach dem Plan B aber die Schublade ist leer, in der er liegen müsste. Hat man wohl in der Aufbruchsstimmung vergessen.

 


Wo sind die 5 oder 6 Spieler der zweiten Mannschaft oder des eigenen Nachwuchses, die schon seit einem Jahr bei den „großen“ mittrainieren und konsequent auf den harten Alltag in der Oberliga 2017 vorbereitet wurden? Die, die schon mit den Kufen scharren, um sich für die Hamburger Zukunft zu empfehlen? Wurde nie gemacht, wurde versäumt, man hat es nicht kommen sehen.

 


Immerhin, mit Leo Prüßner und Paul Mattwich saßen am Freitag schon zwei 17-jährige Talente auf der Hamburger Bank. Eher aus der Not heraus und nicht aus einer mittelfristigen Idee geboren aber es ist ein später Anfang.

 


Nach dem erwähnten 0:1 durch die Preussische Überzahl folgte beinahe nahtlos das 0:2 in der 33. Minute durch Justin Ludwig. Hamburg wieder mal genau da wo sie nie sein wollten. Mit dem Rücken zur Wand aber nie aufgebend. Was mit spielerischer Qualität nicht zu schaffen ist wird mit norddeutscher Sturheit ausgeglichen. Tobias Bruns, gerad erst nach Muskelbündelriss genesen, mit dem Anschlusstreffer. Das reichte an Überraschung aber noch nicht, Semjon Bär in der 52. Minute mit dem Ausgleich und damit war klar – Hamburg kann Powerplay und Bär kann Tor. Zwei Fakten die sehr angenehm wirkten. Der Siegtreffer der Berliner durch Marvin Tepper in der 59. Minute fegte dann die Sorgen beim Hamburger Publikum weg, man könne eine Overtime wieder nach 20 Sekunden verlieren. Niemand musste sich Sorgen darübermachen, zynisch erleichternd.

 


Eigentlich endet die tragische Geschichte der Hamburger an dieser Stelle aber da ist noch eine Sache. Es sind sogar zwei und es sind keine Sachen, sondern zwei Typen und man muss sie bewusst als „Typen“ bezeichnen. Zwei Spieler in den Reihen der Crocodiles sind in den letzten Wochen wiederholt aus ihrem eigenen Schatten getreten und begreifen die Krise als Chance. Sie sind schon lange da, jeder kennt sie aber in den letzten Wochen treten sie immer deutlicher in Erscheinung.

 


Das wäre zum einen der junge Stürmer Marvin Walz. In den letzten Spielen ständig hoch- und zeitweise auch übermotiviert. Oft steht ihm etwas im Weg: Das Tor, der Linesman, die gegnerische Abwehr, sei es drum. Ein Paradebeispiel an Motivation und Aufopferungsbereitschaft für sein Team, einer der niemals aufgibt und dennoch viel zu wenig Eiszeit bekommt. Zum anderen gibt es da noch den Daniel Hollmann. Eher ein ruhiger, beinahe unauffälliger Typ. Derzeit aber in der Wandlungsphase vom grauen Mäuschen zu einem wirklich ernstzunehmenden Verteidiger. Stoisch ackernd, nicht aus der Ruhe zu bringen, konsequent am Gegenspieler. Es macht Spaß, ihm bei der Arbeit zuzuschauen -  zumindest solange man nicht gegen ihn spielen muss.

 


In Hamburg gibt es in dieser Phase eigentlich nur eine realistische Marschroute und die heißt „ruhig bleiben und die Nerven behalten“. Die PlayOffs aus den Köpfen kriegen, die Erwartungshaltung neu kalibrieren, den Druck von der Mannschaft nehmen – die ist schon kaputt und dezimiert genug. Nach und nach wird sich der Kader wieder komplettieren, die Erfolge kommen von allein zurück und mit jedem Punkt wird sich die Psyche des Teams weiter stabilisieren. Siege kann man auch auf Platz 10 oder 11 feiern und auch dort machen sie Spaß. Hamburg tut sich weder mit reaktionären Schnellschüssen einen Gefallen noch wird es dem Kader helfen, wenn man jetzt die Brechstange ansetzt.

 


Die Saison 2018/2019 kommt früh genug. Jetzt ist die beste Möglichkeit, mit der Saisonvorbereitung zu beginnen.

 

 



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