Interview mit NHL Superstar und der lebenden Legende Jaromir Jagr (Florida Panthers)
(Interview) (Ivo Jaschick) Am 15. Februar 1972 tat ein kleiner Junge in Kladno in der Tschechischen Republik seinen ersten Schrei. Schon sehr früh, um genauer zu sein, mit drei Jahren zog es ihn auf das glatte Parkett. Mit 16 Jahren machte er sein Debüt in der damaligen ersten Liga für Poldi Kladno.
Schon längst waren die NHL Scouts auf diesen >Wunderknaben< aufmerksam geworden und so wurde er in der ersten Runde des Drafts 1990 hinter Owen Nolan (Quebec Nordiques, bis 2010 aktiv), Petr Nedved (Vancouver Canucks, aktiv bis 2007), Keith Primeau (Detroit Red Wings, bis 2006 aktiv) und Mike Ricci (Philadelphia Flyers, bis 2007 aktiv) an fünfter Stelle nach Pittsburgh geholt. Hier wurde er in seinen ersten beiden Jahren an der Seite von „Le Magnifique“ oder „Super Mario“ Lemieux Stanley Cup Sieger.
Er gehört außerdem dem erlesenen „Triple Gold Club“ an, deren Mitglieder Gold bei Olympia, mindestens einen Weltmeistertitel sowie wenigstens einen Stanley Cup ihr eigen nennen können müssen. Nach Pittsburgh wechselte er zu den Capitals, Rangers, beendete seine NHL-Karriere, um nach drei Jahren in der russischen KHL ein Comeback in der NHL zu starten – im hohen Alter von 39 Jahren. Philadelphia, Dallas, Boston und New Jersey hießen seine weiteren Klubs, bis er mit 43 Jahren bei den Florida Panthers in Sunrise landete. „Hier fühle ich mich wohl! … Ende offen!“ Die Fans jubeln ihm zu, klatschen begeistert, treiben ihn zu immer neuen Rekorden und geben ihm ein positives Gefühl!
Dort, in dieser klimatisch (Sonnenstaat Florida) und eishockeytechnisch guten Atmosphäre bestreitet er jetzt seine zweite volle Saison und hat seiner riesigen Zahl an Auszeichnungen und Rekorden (es würde zu viel Raum und Zeit einnehmen, sie alle hier aufzuführen) am 22. Dezember noch einen verbessert: An diesem Datum erzielte er mit einem Assist seinen 1888. Skorerpunkt (755 Tore/1133 Vorlagen) und verdrängte Mark Messier vom zweiten Platz der „Ewigen Skorerliste“. Uneinholbar rangiert „The Great One“ Wayne Gretzky an der Spitze – 2857 (894 T/1963 V).
Auch unvergessen bleibt sein Auftritt in der 1. Bundesliga, als er für ‚Pommes mit Mayo‘ ein Spiel für die Schalker Haie bestritt.
Nach einem Training hatte eishockey-online.com die Gelegenheit zu einem kurzen Gespräch mit diesem sympathischen, junggebliebenen Mitvierziger (44):
Was für ein Gefühl war es, Mark Messier in der ewigen Skorerliste von dem zweiten Platz zu stossen?
Jaromir Jagr: Es war vor etwas mehr als drei Wochen, dass mir dies glückte! Es wäre mir lieber gewesen, ich hätte mit diesem Punkt zu einem Sieg beitragen können, aber das kann man sich nicht aussuchen! (1:3 gegen Boston). Es war noch nicht einmal ein schöner Assist – eher ein zufälliger, >a dirty one<. Ich wurde mehr oder weniger im Schlussabschnitt angeschossen, der Puck landete bei (Aleksander) Barkov – und Tor! Aber danach fragt hinterher keiner mehr! Für mich bedeutet dies schon sehr viel – es ist eine große Ehre und auch Bestätigung für meine harte Arbeit.
In den nächsten Tagen werden Sie 45 Jahre alt (15.02.) und könnten schon gut und gerne Daddy einiger Mitspieler sein. Wie lange erwägen Sie noch zu spielen?
Jaromir Jagr: Das kann ich noch nicht sagen! Es sind mehrere Faktoren, die dabei eine Rolle spielen. Ich müsste gesund bleiben, sehr wichtig! Ich müsste weiterhin Spaß haben ins Stadion zu gehen und zu spielen – ich müsste mich gut fühlen. Da ich das Spiel noch sehr gerne spiele, möchte ich so lange spielen, wie ich zum Spielen in der Lage bin! Aber in meinem Alter kann dieser Zeitpunkt von heute auf morgen kommen – Ende offen.
Heute könnte einer Ihrer unzähligen Rekorde eingestellt werden, wenn die Blue Jackets in Washington ihren 17. Sieg hintereinander einfahren würden.
Jaromir Jagr: Sie denken an meine Zeit in Pittsburgh zurück – ist schon verflixt lange her! Wenn sie den brechen, dann hat unser Team eine extra Motivation, den wieder für mich zurückzuholen. Auch ich bin mal gespannt, wie lange sie diese Serie durchhalten werden. Mit jedem Sieg wird es schwerer!
Erinnern Sie sich noch, als Sie, damals als Pinguin, diesen Rekord aufgestellt haben?
Jaromir Jagr: Das ist wirklich schon eine Ewigkeit her, da muss ich erst einmal in meinen Schubladen kramen! Wir haben damals versucht, uns nicht aus der Ruhe bringen zu lassen, sondern einfach nur unser Spiel spielen. Das war natürlich einfacher gesagt, als getan – und das wird auch das Problem für Columbus sein, zumal es jetzt zu den Caps geht. Klar steigt mit jedem Sieg das Selbstvertrauen, die Freude am Spiel – meine Mitspieler und ich haben es auf jeden Fall genossen.
Eine Frage darf nicht fehlen: Erinnern Sie sich noch an Gelsenkirchen?
Jaromir Jagr: Ja klar! Es war während des Lockouts 1994, damals habe ich ein Match für die Schalker Haie bestritten – ich hatte damals einem Kumpel aus Kladno (Peter Fiala, Spielertrainer) einen Gefallen getan. Es war mehr als nur ein normales Spiel für mich, aber es hat unwahrscheinlich viel Freude bereitet! (in diesem Spiel trug er sich 11-mal in die Skorerliste ein: 1 Tor, 10 Vorlagen)
Noch eine Frage zu Ihrer mittlerweile berühmten Rückennummer >68< – was bedeutet sie? Das Geburtsjahr schließe ich aus!
Jaromir Jagr: Die trage ich im Andenken an meinen Großvater, der im sogenannten ‚Prager Frühling‘ 1968 von den Russen umgebracht wurde!
Vielen Dank für diese offenen Worte und ich bin mir sicher, wir treffen uns noch in den kommen-den Jahren hier in der NHL!
Karrieredaten Jaromir Jagr
(Quelle eliteprospects.com)
(Foto imago/eishockey-online.com)
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