Fanatec Arena, Landshut: Interview mit Hr. Dumps von Feigel – Dumps Architekten BDS und Hr. Herrndobler, Bauherr und Projektleiter vom Amt für Gebäudewirtschaft - Teil 1

 

Interview (Landshut/HG) eishockey-online.com hat mit Hr. Dumps von Feigel-Dumps Architekten BDS und Hr. Herrndobler, Bauherr und Projektleiter vom Amt für Gebäudewirtschaft über diverse Themen rund um die neugestaltete Fanatec Arena des EV Landshut gesprochen.  Im ersten Teil geht es um monetäre Förderungen, die Auslastung der Halle, die DEL Tauglichkeit und um die neu gestaltete Fan-Gaststätte.

 

 

(Fotoquelle Stadt Landshut) Hr. Dumps, 5. Person von links, Hr. Herrndobler, 4. Person von rechts

 

Ist das neue Stadion DEL-tauglich und kann das neue Schmuckstück auch als Multifunktionshalle genutzt werden?

 

Fakt ist, das neue Schmuckkästchen „Fanatec Arena“ ist definitiv DEL_2 tauglich. Hinsichtlich einer finalen DEL Eignung bedarf es noch der Erfüllung verschiedener Bedingungen und Optimierungsmaßnahmen.   Diese Aspekte wurden zwar andiskutiert, doch letztlich war der Wunsch dazu nicht vorhanden. Mit dem aktuellen Kostenpaket wäre dies ohnehin nicht zu stemmen gewesen. 

 

Im Hinblick auf Beschallung und Raumakustik sollte das neue Stadion am Gutenbergweg immer ein reiner Eishockey Tempel bleiben, d.h. der Gedanke an eine Multifunktionshalle wurde zwar andiskutiert, aber letztlich abgelehnt. Demzufolge gibt es auch keine Events mehr für das Sommerloch in der eishockeyfreien Zeit.  Nichtsdestotrotz besteht die Möglichkeit, Inline Hockey zu realisieren.

Bei der Konzeption und Generalsanierung des Landshuter Stadions orientierte man sich auch an so manche anderen Vorzeige Arenen wie das Curt-Frenzel-Stadion in Augsburg, der Helios-Arena in Schwenningen oder die Erdgas Schwaben Arena in Kaufbeuren bzw. die RSS-Arena in Bad Tölz.

 

Hervorzuheben ist in diesem Kontext der Blick nach vorne, was die Größe der Fanatec Arena angeht: mit 28 m Breite wählte man ein vorausschauendes Maß im Vergleich zu den in der AHL und NHL gültigen 26 Metern. Auch dank der Diskussion mit Marco Sturm entschied man sich, diesen wegweisenden Mittelweg zu beschreiten.

 

(Fotoquelle: Stadt Landshut/Christine Vincon)

 

Wie konkret sehen die Fördertöpfe des Freistaats Bayern aus? Sportförderung:

Wie stellt sich das Bundesprogramm „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“ dar?

Inwieweit wurde die bundesweite Klimaschutzinitiative realisiert?

 

Prinzipiell ist es sehr wichtig, dass sich eine Kommune so ein Mammutprojekt überhaupt leisten kann. Bei den Förderungen verbergen sich wahnsinnig gut klingende Titel dahinter. Es gab insgesamt 3 Förderungen, wobei die größte Unterstützung mit 2 Mio. € netto im 3. Bauabschnitt zum Tragen kam. Dahinter steckt das Bundesprogramm „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“. Hierfür hatten wir uns dreimal beworben und beim dritten Anlauf wurden wir auch genommen, was aber nur für den 3. Bauabschnitt galt. Alles andere war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr förderfähig. Die LED-Beleuchtung haben wir separat erhalten, das lief unter einem kleineren Bundesprogramm: hier betrug die Förderung ca. 67.000 €.

 

Die Kälte- und Wärmetechnik stand jedoch nicht mehr im Kontext mit der Eishalle, sondern dies war die Abschlusssanierung der Halle 2 des Landeseiszentrums, das auch hier ansässig ist. Hier wurde die Kältetechnik überarbeitet und deswegen haben wir aus diesem Programm den entsprechenden Zuschuss in Höhe von knapp 500.000 € bekommen. Das war ein sehr altes Förderprogramm: 2018 wurden dabei die Kabinen im unteren Bereich erneuert, 2020 stand die Kältetechnik auf dem Programm und 2021 war die Heiztechnik dran, denn beides gehört zusammen hinsichtlich ihrer Gesamtwirkung. Somit kann der Verwendungsnachweis gestellt werden. Eine Eishalle ist ja per se nie ein Energiesparweltmeister wegen des damit verbundenen hohen Verbrauchs, aber die Effizienz ist mit der neuen Arena sehr hoch. Die Steigerung ist definitiv erreicht worden.

 

War es ein technischer Balanceakt, die Zuschauerkapazität in einem vernünftigen und ausgewogenen Verhältnis von Sitz- und Stehplätzen zu realisieren?

 

Dieses Thema wurde heiß diskutiert. Früher gab es ja fast schon unbegrenzt 7000 Fans. Wir haben uns ganz bewusst entschieden, unter 5000 Zuschauer zu bleiben wegen der Versammlungsstättenverordnung. Diese Reduzierung hing auch mit Erfahrungswerten und der Erwartungshaltung zusammen. Mehr Plätze zu haben und dann nur ein halbleeres Stadion vorzufinden trägt ja nicht automatisch zur Stimmung bei, auch wenn mehr zu verkaufen wären. Es waren viele Abstimmungsprozesse nötig, und sogar während der Baustellenphase haben wir mal die Anzahl der Leute reduziert und dies zusammen mit den Brandschutzplanern simuliert. Letztlich wurden diese Erkenntnisse anhand des neuen Entfluchtungskonzepts überprüft. Am Ende hat man sich für die momentane Kapazität an maximal möglichen Fans entschieden.

 

In welcher Form bringt der Neubau der Stehplatztribüne mit einer Balkonlösung sowie den neuen VIP-Logen den erwünschten Zusatzeffekt für die Fans?

 

Die VIP-Logen sowie der neue LED Video Würfel wurden vom Verein selbst realisiert. Es gibt für die Fans verschiedene Vorteile. Einerseits hat man nicht mehr die strenge und strikte Trennung von Sitzplätzen und Stehplätzen auf jeweils einer Stadionseite. Andererseits gibt es nun eine bessere Durchmischung von ‚Sitz- und ‚Stehplätzlern‘, den Ultrafans und auch den VIP-Logen Besitzern. Unsere Philosophie lautet, der Sport solle verbinden und es sollte kein elitäres Denken vorherrschen. Alle Fans gehen ja primär wegen dem Eishockeysport ins Stadion. Nichtsdestotrotz ist auch ein gewisser Komfort gewährleistet.

 

Somit wurde beides erreicht: wenn z.B. unten die Stehplätze voll sind, wirkt der Oberrang, weil er räumlich so weit nach vorne gezogen ist, optisch so komplett, dass er nahtlos in die Sitzplätze übergeht. Von der anderen Seite aus erscheint dies wie eine geschlossene Zuschauerwand und man bekommt das Gefühl, das Stadion sei voll. Letztlich wächst der Ober- und Unterrang auf diese Weise fast zusammen, sie verschmelzen ineinander. Vorher war das mehr „zahnlückig“ und nicht so homogen und verdichtet. Das ist gut für die Stimmung und von den oberen Plätzen hat man eine super Sicht auf die Eisfläche, obwohl man sich sehr weit oben befindet aufgrund der Steilheit. Trotzdem ist man gefühlt sehr nah dran am Geschehen. In den Rundungen kann man das komplette Stadion von oben überblicken, was für die Zuschauer ein sehr positiver Effekt ist.

 

Welchen Mehrwert schafft der Sitzplatzbereich bzw. wie wurde dieses Areal neu konzipiert?

 

Hinter den Oberrangplätzen auf der Nordseite des zentralen Eingangsbereichs gibt es noch 2-3 Reihen Stehplätze. Dies war ursprünglich dafür gedacht, dass man die maximale Auslastung bei den Spielen erreicht. Nun aber sind diese Plätze sehr beliebt, das sind nun die begehrtesten Stehplätze geworden. Der unschätzbare Vorteil besteht darin, dass man weniger Leute vor sich hat; wenn die Sitzplätze jubeln, steht man bereits und fühlt sich nicht eingeschränkt. Damit wurden 2 Fliegen mit nur einer Klappe geschlagen: Der Hardcore Fan muss nicht mehr lange vor Spielbeginn seinen Platz reservieren und er hat von dort oben einen perfekten Blick auf das Spielgeschehen. Eine Win-Win-Situation!

 

Bei der Tribüne sind es oft die Nuancen, die den feinen Unterschied ausmachen. Bei der bestehenden Tribüne sind es 6 cm in der Tiefe, sie ist flacher, wohingegen auf der anderen Seite die Stehplätze steiler sind. Man sieht viel besser über den/die Vordermann-/frau und man ist gefühlt viel näher am Eis. Außerdem sieht man besser, was an der Bande passiert, das ist oft entscheidend beim Spiel. Zusätzliche Werbebanner wollte man auch vermeiden, um die Sicht durch das Plexiglas zu gewährleisten.

 

Welche Probleme technischer Art gab es bei der Umgestaltung der Fan-Gaststätte?

 

Diese Frage wurde kontrovers diskutiert. Laut Planung wollte man keine geschlossene Gaststätte mehr haben. Bisher wurde die Fan-Gaststätte sehr gut besucht, auch außerhalb der Stadionzeiten; sie war funktionstüchtig, aber das hat sich dann mit der Zeit verändert. Demzufolge wurde die Frage an den Verein als Cateringbetreiber adressiert, ob dies noch zeitgemäß sein sollte, d.h. kommen immer nur die gleichen Leute dorthin? Bei uns überwog die Überzeugung, diesen Schritt einer offenen Gaststätte zu wagen. Wir haben hier nun ein Kiosk Konzept mit 6 Stück, die einer betreibt.

 

Mit dieser neuen Variante als offenen Bereich können die Fans selbst entscheiden, ob sie sich hinsetzen oder sich dem Spiel widmen und an der Glasfront stehen bleiben. Dies hat sich im Nachhinein bewährt und es funktioniert tatsächlich. Für uns war es essentiell, ein offenes Stadion zu konzipieren, wo jeder überall hinkommt. Vorher war die Fan-Gaststätte nur von einer Seite zugänglich; dieses Manko wollte man im Rahmen der Sanierung beseitigen, in dem nun die Fans die Arena rundherum erleben dürfen. Wenn man von der gegenüberliegenden Seite zum Catering Areal hinüberblickt, lässt sich nun sogar eine komplette, homogene La Ola Welle im gesamten Rund bejubeln, die sonst abreißen würde. Dies ist definitiv ein unschätzbarer Nebeneffekt für die Stimmung im Stadion.

 

   

 (Fotoquelle: Stadt Landshut/Christine Vincon)

 

 

Es folgt noch ein Teil II mit Themen rund um die Sanierung, innovative Baustoffe, Technikfragen, Energieeffizienz und das zugrundeliegende Sicherheitskonzept.

 

 



 

Weitere interessante Links:

www.deutschlandcup.de - Alle Informationen über den Eishockey Deutschland Cup seit 1987.

www.eishockey-deutschland.info - Alle Eishockey Weltmeisterschaften, Olympische Spiele seit 1910 bis heute.

 



 

 

Anzeige