DEL Fan-Playoffs: Wintermärchen in Straubing – Teil I: Tigers qualifizieren sich gegen Bremerhaven für das Halbfinale


(DEL/Straubing) (Hermann Graßl) Wir schreiben den 17. März des Jahres 2020 n. Chr, ein kleines gallisches Dorf mitten im Herzen Niederbayerns demonstriert seine ganze Stärke und Kraft, um den Wettbewerb in der höchsten Spielklasse des Eishockeys zum ersten Mal für sich zu entscheiden. In diesem Jahr sind dafür die Chancen ausgesprochen gut, die Sterne stehen extrem günstig und die Fangemeinde der Tigers prognostiziert eine einmalige historische Gelegenheit.

 

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Im Viertelfinale, für das sich der Underdog aus Niederbayern mit grandiosen Leistungen zurecht qualifiziert hatte, gilt es die erste Hürde zu meistern; der Gegner der tapferen Tigers lautet in diesem Jahr Bremerhaven, ebenfalls eine kleine Enklave, die sehr lange von den restlichen Clubs der Liga unterschätzt wurde.


Diese Paarung verspricht ein echtes Spektakel über die kompletten maximal 7 Spiele zu bieten, zumal sich beide Teams schon in der Hauptrunde viermal gegenüberstanden und dabei Eishockeysport vom Feinsten boten. Sieg und Niederlage wechselten sich dabei gerecht ab. Eine Favoritenstellung war nicht per se auszumachen, obwohl die Tigers doch als Tabellendritter rein sportlich die Nase vorn haben sollten. Andererseits erwiesen sich die Fischtowns aus dem hohen Norden Germaniens stets als äußerst unangenehmer und ungeliebter Gegner für die Tigers, deren Heimbilanz gegen die Küstenmannschaft in den letzten Jahren negativ aussah.


Obwohl das letzte Hauptrundenspiel klar verloren wurde, hatte ihr umsichtiger Coach Tom Pokel sicher das nötige Konzept im Hinterkopf, um in dieser nun entscheidenden Runde letztlich als Sieger vom Eis zu gehen. Mit sage und schreibe 21 gewonnenen Heimspielen sollte sich das Heimrecht dafür auszahlen.


Gleich im ersten Aufeinandertreffen demonstrierten die Tigers wieder ihre Macht am Pulverturm und ließen den Gegner nie so richtig ins Spiel kommen; die Akteure der Tigers zauberten von Anfang an mit ihren vier ausgeglichenen Sturmreihen, so dass Bremerhaven trotz aufopferungsvollem Kampf in dieser Eröffnungspartie keine echte Chance hatten.


Insbesondere Jeremy Williams zeigte sich endlich wieder von seiner Sahneseite und steuerte selbst mit 2 Treffern und 3 Assists seinen Teil zum letztlich ungefährdeten Sieg in Höhe von 7:3 bei. Sein kongenialer Sturmpartner und Zaubermaus Mike Connolly wurde ebenfalls von diesem Angriffswirbel mitgetragen und animierte seine Team Buddies zu ungeahnten Leistungen.


Es zahlte sich nun aus, dass die Head Coaches schon lange für die erforderlich Tiefe im Kader gesorgt hatten. Die Zuschauer in der wieder mal ausverkauften Halle zahlten es ihren Lieblingen mit einer kreativen Choreo während des Spiels und auch am Ende zurück. Die Gänsehautstimmung am Pulverturm war überregional zu spüren. Selten war die Atmosphäre bei einem Heimspiel der SR Tigers emotionaler als an diesem Abend.


Gemach, gemach, noch war nichts erreicht! Dieses Hochgefühl musste nun hinauf in den hohen Norden getragen werden, um auch im dortigen Hexenkessel bestehen zu können. Die letzten Partien in der dortigen EisArena machten uns jedoch berechtigte Hoffnung auf einen Erfolg. Die Anreise der Protagonisten wurde mit dem nahegelegenen Flughafen Wallmühle erleichtert, wo sich ähnlich wie im Sensationsjahr 2012 zahlreiche Fans von ihren Spielern persönlich verabschiedeten und dabei ein Spalier mit Eishockeyschlägern bildeten. Allein dieses Bild sorgte für DAS mediale Highlight in den Printmedien.

 

 



 

Natürlich war auch die EisArena pickepacke voll und gerüstet für Spiel Nummer 2. Auch etliche Tigers Fans tummelten sich im Gästeblock und machten ganz schön Ramba Zamba lange vor, während und nach dem Match. Es wurden auch von den heimischen Zuschauern wertschätzende Transparente konzipiert und den Spielern die gebührende Hochachtung gewährt. Die Brisanz in dieser Begegnung war von der ersten Sekunde an auf und neben dem Eis zu fühlen. Beide Fanlager gaben ihr Bestes und gestalteten diesen Hockey Abend mit vielen tollen Gesängen.

 

Es war ein unvergessliches Erlebnis, nur dieses Mal mit dem besseren Ende für die Nordlichter, die sich in einem engen und hartumkämpften Spiel nach Verlängerung mit 4:3 durchsetzten. Dieser Sieg war nicht unverdient, agierte gerade ihre Topformation mit der „Scorer-Maschine“ Jan Urbas an diesem Abend sehr effektiv. Ihr Liebling wurde deshalb frenetisch gefeiert und mit Standing Ovations bedacht. Die Fischtowns erzielten ihre Treffer immer zur richtigen Zeit, auch wenn die Tigers stets gut auf die Rückstände antworteten und dranblieben.

Es nützte letztlich aber nichts, an diesem Abend war die Festung Bremerhaven nicht zu stürmen.


Spiel 3 der Viertelfinalserie fand nun wieder im heimischen Wohnzimmer am Pulverturm statt, natürlich restlos ausverkauft. Die Fans ließen sich erneut eine passende Choreographie einfallen, die von fast allen Zuschauern unterstützt wurde. Ich habe mich sofort an das damalige VF Heimspiel 2012 gegen Wolfsburg erinnert gefühlt; auch damals gab es eine clevere Fan Idee mit einem monumentalen Transparent, das über eine komplette Rundung verteilt war.


Die Stimmung im Stadion war prächtig, schon vor dem Warm-Up sangen sich die Fans aus beiden Lagern in Ekstase, es war schön zu beobachten, wie die Anfeuerung sich so richtig hochschaukelte. Mit ihrer grandiosen Heimserie im Rücken waren die Tigers mehr als optimistisch, auch dieses Match für sich zu entscheiden.


Die ersten 10 Minuten war es nur ein Spiel auf ein Tor und zwar das der Fischtowns aus Bremerhaven, die sich gleich unzähliger Angriffe erwehren mussten und schon nach 90 Sekunden in Rückstand gerieten durch einen filigranen Handgelenksschuss unseres genialen Franzosen Antoine Laganière, der mit seinen technischen Raffinessen stets ein Unruheherd für jeden Gegner ist.


Dieser erste Treffer war das Signal zu einem wahren Sturmlauf der Tigers, welche die Gäste förmlich in deren eigenen Verteidigungszone einschnürten. Durch etliche Überzahlspiele bekamen die Tigers viel Übung im Powerplay, das sie dieses Mal ganz im Gegensatz zum letzten Match in der Fremde äußerst effizient für sich nutzten und mit zwei weiteren Toren klar in Front gingen. Felix Schütz und noch Tiger Stefan Loibl trugen sich in die Scorerliste ein. Der Pulverturm bebte in seinen Grundfesten und die Laola-Welle schwappte über das weite Rund im Stadion, der Lärmpegel suchte seinesgleichen!


Diese glänzend herausgespielte Führung gaben sie nicht mehr aus der Hand, sie setzten sogar noch drei weitere Treffer mit einem Hattrick durch Williams oben drauf, machten den Deckel somit früh zu und bescherten ihrem ehemaligen Stanley Cup Sieger Jeff Zatkoff einen hochverdienten Shutout.


Mit einer 2:1 Serienführung flog man selbstbewusst wieder in den hohen Norden und war fest gewillt, dort den ersten Matchpunkt nach Hause zu entführen. Der Coaching Staff bediente sich des entscheidenden Videos vom letzten Aufstiegsspiel 2005 an gleicher Stelle, um die Akteure schon mal mental einzuschwören auf das, was machbar wäre.

 


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Dieses Mal beim Spiel # 4, so schworen sich die Tigers, würden sie sich nicht wieder so in die Enge treiben lassen wie beim Spiel # 2 vor einer Woche. Die Konzentration war in den Augen aller Spieler zu spüren, jeder wollte unbedingt die Serie zuhause beenden und nicht nochmals diese Reisestrapazen in Kauf nehmen zu müssen, auch wenn der Flug verhältnismäßig entspannter war.


Das primäre Ziel war für die Tigers, selbst in der Höhle des Löwen in Führung zu geben, um den heimischen Fans ein wenig die Stimmung aus den Segeln zu nehmen. Und tatsächlich gelang dies überraschend schnell mit einem Shorthander durch Travis Turnbull in der 5. Spielminute. Plötzlich war es etwas ruhig in der sonst so lauten EisArena und dies nutzten die Tigers weiter aus mit einem weiteren Treffer in eigenem Powerplay, das nun immer besser funktionierte; diesen Treffer bereitete Connolly mustergültig vor für Felix Schütz, der nur noch seine Kelle hinhalten musste.


Diesen noch nicht komfortablen Vorsprung verwalteten die Tigers geschickt bis zur 50. Minute, als die unermüdlichen Bemühungen der Bremerhavener nun doch belohnt wurden mit dem Anschlusstreffer durch Urbas, wen sonst. Plötzlich wackelte die Defensive der Straubinger bedenklich, Rettungstaten in höchster Not waren nun vonnöten, jeder schmiss sich leidenschaftlich und vorbildlich in die gegnerischen Schüsse und nahm die eine oder andere Blessur gerne in Kauf.


Doch all das aufopferungsvolle Rackern und Mühen half nichts, denn dem REV gelang es tatsächlich noch in der allerletzten Minute, ein Remis nach normaler Spielzeit zu erzwingen. Kaum einer hätte dies wohl noch für möglich gehalten, aber in Bremerhaven sind die Fans es gewohnt, dass ihr Team in jedem Spiel alles gibt und bis zum Umkippen kämpft; gleiche Mentalität schreibt man auch den Tigers zu.


Schließlich musste die Entscheidung vertagt werden, mit einer regulären Pause bereiteten sich die Protagonisten auf die Verlängerung vor, der ersten überhaupt in dieser Serie. Beide Teams agierten zunächst abwartend ohne das offene Visier und nur mit angezogener Risiko Handbremse. Es stand einfach zu viel auf dem Spiel heute: entweder Matchpuck für die Tigers oder Serienausgleich. Mehr Spielanteile hatten die Bremerhavener zu verbuchen, noch getragen vom späten Ausgleichstreffer. Dies sollte sich als Fügung bewahrheiten, denn ihrem Youngster Fedor Kupalyo war es vorbehalten, den Game winning Treffer zu markieren. Welch ein Tollhaus nun in der EisArena – keiner der über 4000 Zuschauer, mit Ausnahme der kleinen Straubinger Anhängerschaft, verließ das Stadion, um ihre Helden noch zu feiern.


Im 5. Aufeinandertreffen am 27.3.2020 war nun wieder alles bereitet für eine erneute Führung in dieser hochspannenden Viertelfinalserie. Die heimischen Fans übertrafen sich dieses Mal in ihrer Kreativität und jeder war gespannt, ob man sich wieder die Butter vom Brot nehmen lassen würde so wie im Jahr 2005 im Spiel 3 zuhause gegen den gleichen Gegner.


Ihr Coach hatte heute erst mal die Devise „Defense first“ ausgegeben, was gleichbedeutend war mit erstem gegenseitigen Abtasten auf dem Eis. Das D-Zug Hockey, was die Fans sonst zuhause gewohnt waren, fand (noch) nicht statt. Beide Teams wollten einen Rückstand vermeiden, das sah man in den Aktionen.

 



 
Nach gut 10 Minuten übernahmen aber die Tigers das Heft des Handelns immer mehr und erspielten sich gute Einschussmöglichkeiten, allen voran ihr Clever Fit-Top Scorer Mike Connolly. Er war es auch, der dann den Bann brach mit seinem genialen Zuspiel auf Williams, der mit einem satten Blueliner die Fans verzückte. Von nun an war kein Halten mehr auf den Rängen und auf dem Eis begannen die Tigers zu zaubern, so wie fast immer in den Hauptrundenheimspielen.


Die Bremerhavener konnten einem fast schon etwas leidtun, fanden sie doch überhaupt kein Mittel, um dem Angriffswirbel der Straubinger irgendetwas entgegenzusetzen. Zwei Drittel lang betrug das Schussverhältnis unfassbare 40:17 für die Tigers, die einfach nicht nachließen in ihren Bemühungen, hier klar zu zeigen, wer Herr im Hause ist.


Schließlich münzten sie diese mehr als deutliche Statistik im letzten Spielabschnitt in nur ein weiteres Tor um, was aufgrund der optischen deutlichen Überlegenheit einfach zu wenig war. Sollte sich diese Dominanz der Tigers erneut rächen, so wie im dritten Aufeinandertreffen?


Bremerhaven schüttelte sich kurz und forcierte nun wieder das eigene Angriffsspiel. Zwei Tore Rückstand sind im Eishockey gar nichts, warum sollte ihnen nicht ein Doppelschlag gelingen? Und genauso nahm aus Sicht der Tigers nun das Spiel seine Wendung. Es dauerte dieses Mal ganze 44 Sekunden bis zum - zu diesem Zeitpunkt unverdienten - Ausgleich. Dies scherte die Mannen um Popiesch nicht, sie hielten sich an die Fakten und nun sprach wieder vieles für sie in diesem nervenaufreibenden Match. Auf der Uhr waren nur noch 3 Minuten zu absolvieren, die beiden Fan Lager heizten sich mit ihren Gesängen gegenseitig hoch, es lag eine Hitchcock Dramaturgie in der Luft. Und dann passierte es tatsächlich, dass ein Solo ihres hochbegabten Technikers Verlic den viel umjubelten Siegtreffer ergab. Kaum zu glauben für alle Zuschauer des heutigen Matches, so ein souverän geführtes Spiel noch aus der Hand zu geben. Die heimischen Fans waren paralysiert und es wurde mucksmäuschenstill im Stadion.


Für Coach Tom Pokel und seine Recken hieß es nun, Mund abwischen, Spiel abhaken und in zwei Tagen im hohen Norden den Ausgleich in der Serie herstellen, so schwer es auch sein mag in deren Höhle der Löwen. Jetzt haben die Tigers die ultimative Chance zu zeigen, dass sie ein echtes Spitzenteam sind, das sich von solchen Rückschlägen nicht aus der Bahn werfen lässt.


Auch wenn diese mehr als vermeidbare Niederlage noch etwas an ihnen nagte, konnte Tom Pokel seine Akteure auf die Bedeutung dieses „Do or Die Match“ fokussieren. Nun befanden sich mal die Tigers mit dem Rücken zur Wand und mussten nun die nötige Reaktion auf dem Eis zeigen.


Schönberger & Co. waren trotz der Anreise sofort mit voller Konzentration bei der Sache, die Beine offenbarten nicht die gewohnte Schwere und vor allem die vierte Sturmformation bewies viel Mut und Zuversicht im ersten Drittel. Brunnhuber und Ziegler verzückten die zahlreich mitgereisten Fans mit einem feinen Doppelpass Spiel, das letztlich in der 1:0 Führung resultierte, durchaus verdient bis zu diesem Zeitpunkt. Sena Acolatse hatte sogar noch einen Aluminium Treffer auf seiner Habenseite. Dies ließ sich gut an, darauf konnte man weiter aufbauen, um schließlich als Sieger vom Eis zu gehen, was so extrem wichtig war an diesem Abend.


Die Nordlichter zeigten bis dato noch nicht ihr wahres Gesicht, vielleicht waren sie noch etwas zu nervös vor heimischer Kulisse, diese hohe Verantwortung des Matchpucks zu tragen.


Dies änderte sich jedoch schlagartig im Mittelabschnitt. Hier übernahm der REV das Kommando immer mehr und kreierte auch ein Chancenplus von 6:2. Der Ausgleich sollte aber erst kurz vor Drittelpause zu bejubeln sein: eines ihrer vielen Powerplays nutzte Max Fortunus mit einem Gewaltschuss in den Winkel. Nun stand die EisArena Kopf und die Stimmung erreichte den Siedepunkt.


Jetzt war wieder alles auf Anfang gestellt, das Spiel begann im Schlussabschnitt von Neuem. Hitchcock war wohl erneut der Drehbuchautor im hohen Norden.


Wer gemeint hätte, dass die Tigers sich nun von der Lärmkulisse beeindrucken ließen, sah sich getäuscht. Im Gegenteil, Connolly und seine Team Mates rissen die Partie wieder an sich und ergatterten sich die erneute Führung mit einem sehenswerten Lupfer von Mitch Heard. Seine diebische Freude beim Torjubel sprach Bände; wusste er vielleicht zu diesem Zeitpunkt schon, dass ihm damit was Großes gelungen ist?

 


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Die Tigers Fans waren regelrecht aus dem Häuschen, übten sich aber noch in dezenter Zurückhaltung in ihren Jubelarien. Es sollten wohl die längsten 5 Minuten in einem Drittel werden, die so langsam vergingen, dass man das Kauen auf den Fingernägeln sprichwörtlich hören konnte. Bremerhaven ging schon 3 Minuten vor Ende volles Risiko und marschierte mit 6 Mann in Richtung Tigers Zone, setzten damit alles auf die Karte. Nachdem die Tigers dann auch noch zu allem Übel eine dumme Strafe wegen zu vieler Spieler kassierten, brannte es lichterloh vor dem Gehäuse von Jeff Zatkoff, der stets ruhende Pol im Team. Jeff war es auch erneut, der seine Vorderleute beruhigte und zugleich animierte, das Heil auch in der Offensive zu suchen und sogar den Emty Netter zu probieren, falls es sich anbot.


Nach mehrfach überstandener brenzliger Situationen vor dem eigenen Gehäuse, erreichte die Hartgummischeibe durch einen Abpraller an der Bande den jungen Verteidiger Max Glässl, der damit auf und davon lief und zur Freude der Straubinger in das verwaiste Tor einschob. Nun kannte der Jubel auf Seiten der Tigers keine Grenzen mehr, auch wenn noch 25 Sekunden zu absolvieren waren, die nun wie im Flug vergingen.


Die Messe war definitiv heute gelesen und die Tigers belohnten sich mit dem verdienten Serienausgleich. Sie hatten es geschafft, von ihrem effektiven Game Plan zu keinem Zeitpunkt der Partie abzuweichen und den hartnäckigen Gegner weitgehend in Schach zu halten, auch wenn dies im Eishockey nicht über die volle Distanz wirklich machbar ist.


„Pulverturm – Siegen oder Fliegen“, so lautete nun das Motto für das ultimativ letzte und entscheidende Match zwischen diesen beiden so beherzt aufspielenden Mannschaften aus Straubing und Bremerhaven. Selbstverständlich meldeten die Organisatoren schon lange „sold out“ und sogar knapp 300 Fischtown Fans unternahmen die Deutschlandreise nach Niederbayern, was für eine stimmgewaltige und musikalisch abwechslungsreiche Atmosphäre sorgte.


Worauf kam es in so einem „Endspiel“ an? Kleinigkeiten wie Vermeidung von Strafen oder das ausgeprägte Körperspiel waren nur zwei wichtige Aspekte, die es galt zu beachten. Tom Pokel rief Disziplin als oberstes Gebot aus, das hieß für sein „Enfant terrible“ Sena Acolatse, sich tunlichst nicht vom Gegner provozieren zu lassen und sich vollends auf seine hervorragende Defensivarbeit zu konzentrieren. Das hatte er u.a. als wegweisende Maßgabe ausgegeben, sein Capitano Sandro Schönberger würde sicher penibel darauf achten während der Begegnung.


Sobald der erste Puck fiel, entwickelte sich ein rasantes Match mit sehenswert herausgespielten Chancen hüben wie drüben. Die Tigers nahmen den Schwung vom sechsten Spiel mit und legten gewohnt spritzig und dynamisch los. Zwei Aluminiumtreffer waren schon mal eine ansprechende Ausbeute nach 5 Minuten. Getreu dem Motto „aller guten Dinge sind drei“ dachte sich die Paradereihe um Williams, Connolly und Schütz und sorgten gleich mal für die schnelle Führung im Tic Tac Toe Stil der vorbildlichen Scheibenführung. Letztlich oblag es Jeremy Williams, die Scheibe über die Linie zu stibitzen.

 



 
Kein Bilderbuchtor am Ende, aber das war ziemlich egal und die Zuschauer freute es ungemein, nun den psychologischen Vorteil auf ihrer Seite zu haben. Trotzdem spukte in mir immer noch das 3. Match im Jahr 2006 herum, als die Straubinger auch mit 1:0 führten, am Ende aber doch bedröppelt vom Eis schlichen. Nur wenn meine Tigers bald nachlegten, könnte ich diesen Gedanken ausblenden. Und diesen Gefallen taten sie mir auch kurz vor Drittelende, als Chase Balisy einen fein getimten Pass von Marcel Brandt erfolgreich verwertete.


Puh, das war extrem wichtig, um den Gästen schon mal ein paar Fischzähne zu ziehen. So schmeckte das erste Karmeliten Bier gleich viel besser und die Zuversicht begann weiter Formen anzunehmen.


Wie würde Bremerhaven reagieren? Was für sie sprach, war die Tatsache, dass sie die meisten Partien hier in Straubing schon zu ihren Gunsten gestalten konnten. Dieses Pfund wollten sie nun rein ins zweite Drittel nehmen und mehr Widerstand bieten.


Die Ansätze waren durchaus viel versprechend, denn Jeff Zatkoff musste gleich sein ganzes Können unter Beweis stellen, um hier nicht zu schnell überrascht zu werden. Die Tigers überstanden diese Offensive des REV nur mit Müh und Not und sehnten das Powerbreak herbei, um den Gästen den Wind aus den Segeln zu nehmen. Dies war auch bitternötig und das Spiel nahm erneut an Fahrt auf, dieses Mal aber mehr zugunsten der Heimmannschaft. Die Tigers verstanden es nun wieder geschickt die Räume eng zu machen, den Gegenspielern regelrecht auf den „Füßen“ zu stehen, um deren Entfaltung zu unterbinden.


Tom Pokel verfolgte die Umsetzung seines Teams von der Bande mit zufriedenem Blick und ab und zu konnte man sogar ein kleines verschmitztes Lächeln entdecken, was eher Seltenwert in der sonst so professionellen Coaching Arbeit hatte.


Chancenmäßig neutralisierten sich im Mittelabschnitt beide Teams weitgehendst, die Sicherung der eigenen Zone hatte Priorität. Wichtig war, den Bremerhavern keine Gelegenheit zu geben, hier den Anschluss herzustellen, um unnötig Spannung aufzubauen.


In der zweiten Drittelpause stimmten die heimischen Fans schon erste Siegeshymnen an, was aber bei einem Spielstand von 2:0 sicherlich viel zu früh war. Ich selbst war zuversichtlich, dass die Tigers mit der heutigen kämpferisch vorbildlichen Leistung am Ende triumphieren würden.


Allen Zuschauern war jedoch auch bewusst, dass nun die Fischtowns alles in ihre Waagschale werfen würden, um möglichst schnell ins Spiel zurückzukommen. Und tatsächlich gelang dies ihnen auch in Person ihre Tor-Versicherung Jan Urbas, der ein wirklich tolles Solo mit einem Schuss über die Fanghand abschloss. Plötzlich musste man im heimischen Rund wieder zittern. Hoffentlich ließen sich die Tigers davon nicht verunsichern!


Die Sturm- und Drangphase der Nordlichter nahm sekündlich zu, Zatkoff kristallisierte sich aber zum Turm in der Schlacht heraus und ging kurz vor Schluss sogar in die Tigers Geschichte ein, als er einen genial abgewehrten Schuss eines Bremerhaveners nochmals mit seiner Kelle aufnahm und schlafwandlerisch über die gesamte Eisfläche ins bereits leere Gäste Gehäuse beförderte. Dies hatte vor ihm nur die Straubinger Legende und Ikone Mike Bales, auch The Wall genannt, geschafft im Zweitligaderby gegen Landshut. Analogie der Historie: auch heute war es das vorentscheidende 3:1 wie damals.

Kann es so einen Zufall wirklich geben oder waren hier höhere Mächte am Werk?


Jetzt war endlich Zeit zum Shake Hand und zum ausgiebigen Feiern mit den eigenen Fans in der Westkurve. Zatkoff wurde u.a. als Held des Tages gefeiert und bedankte sich für diesen Zuspruch mit einem Tänzchen.


Keiner verließ das Stadion vorzeitig, sondern wollte diese famose Stimmung bis zum Schluss genießen. Der Halbfinalgegner stand schon lange fest; es sollte die DEG sein, mit der sich die Tigers erneut messen durften. Düsseldorf bezwang Berlin mit einem Sweep, was für die Fachwelt doch etwas überraschend war, hatten die Hauptstädter doch gerade am Ende der Hauptrunde einen richtigen Lauf.


Schon die Partien in der Hauptrunde verliefen denkbar knapp, die Tigers mussten sich sogar einmal zuhause geschlagen geben, und auch dieses Mal versprach diese Serie etwas Außergewöhnliches zu werden. Auf jeden Fall waren die Tigers aufgrund des klaren 4:0 Serienerfolges der DEG gegen die Eisbären mehr als gewarnt.


Dank ihres Heimvorteils sollten aber die Straubinger mit einem guten Gefühl ins Rennen gehen um den erstmaligen Einzug ins DEL Finale.

 

Im zweiten Halbfinale traf der Liga Krösus Mannheim, der gegen Nürnburg problemlos siegte, auf die Überraschungsmannschaft aus Augsburg, welche die Münchener deutlich aus dem Wettbewerb gekegelt hatten. Dieser Erfolg der zehntplatzierten Fuggerstädter war zweifellos die größte Sensation in den Playoffs.

 

 

 

 

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